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Das 5-Phasenmodell der digitalen Transformation

Prof. Dr. Thomas Krupp erklärt das 5-Phasenmodell der Digitalisierung
Autor: Prof. Dr. Thomas Krupp, Vorsitzender des ETL

Die digitale Transformation ist ein Vorgang, der nahezu jedes Unternehmen in der Logistikbranche – von Transportunternehmen, Speditionen bis hin zum Kontraktlogistikdienstleister – erfasst hat und sich mit einem 5-Phasenmodell veranschaulichen lässt. In manch einem Betrieb mag das bedeuten, dass vorher ausgedruckte und von Hand ausgefüllte Listen per Post verschickt wurden, die heute in Excel angelegt, in der Cloud gespeichert und per E-Mail verschickt werden. Doch Digitalisierung ist viel mehr als die 1:1-Übertragung eines analogen Prozesses ins Digitale – sie bietet das Potenzial, Prozesse zu verbessern, Arbeit zu erleichtern und sogar neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dabei ist zu beachten, dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist. Vielmehr schafft sie Chancen zur (informationstechnischen) Verknüpfung aller Partner eines Wertschöpfungsnetzwerks. Die Verknüpfung zwischen den Akteuren und der damit verbundene Datenaustausch ermöglichen erst eine ganzheitliche systemische Planung, Steuerung und Koordination der Transferprozesse im Wertschöpfungsnetzwerk. So werden im operativen Geschäft Ineffizienzen wie Leerfahrten oder Unterauslastungen reduziert oder die Verfolgung bzw. der Nachweis zur Einhaltung gesetzlicher Anforderungen erleichtert. Im strategischen Bereich entstehen Potenziale zur Entwicklung und zum Aufbau neuer Geschäftsmodelle.

Um zu verstehen, warum Digitalisierung ein essenzieller Schritt für die Branche ist, muss man verstehen, wie sie grundlegend funktioniert und abläuft:

Dieser zum Teil langwierige Prozess muss mit der Entwicklung einer konkreten Strategie starten. Die digitale Transformation fokussiert zunächst das eigene Unternehmen bzw. die unternehmenseigenen Prozesse und wird sukzessiv auf die Akteure des Unternehmensumfeldes, angefangen von den direkten Partnern vor und nach der Lieferkette bis hin zu allen Akteuren in der Supply Chain, ausgeweitet.

Konkret beginnt die digitale Transformation mit der umfassenden Analyse der aktuellen Geschäftsprozesse, Technologien und Herausforderungen, um den digitalen Reifegrad des Unternehmens zu bewerten und mit der Festschreibung einer klaren Digitalisierungsstrategie, die die Ziele, Maßnahmen und Ressourcen für die digitale Transformation festlegt.

Dann sollten die geeigneten digitalen Technologien ausgewählt und implementiert werden. Hierbei ist es besonders wichtig, die Datensicherheit und Einhaltung der Datenschutzrichtlinien sicherzustellen, um das Vertrauen der Kunden und Partner zu wahren. Digitalisierung verändert auch stets die Unternehmenskultur, indem sie um eine Innovationskultur ergänzt wird, die das Experimentieren und Testen neuer Ideen unterstützt. Indem sich Marktakteure konsequent auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden fokussieren, können sie digitale Lösungen entwickeln, die einen echten Mehrwert bieten.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Methodik der Digitalisierung kein starres Modell ist, sondern sich den individuellen Gegebenheiten und Herausforderungen eines Unternehmens anpasst. Eine erfolgreiche digitale Transformation erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die Geschäftsprozesse, Technologie, Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen berücksichtigt.

Digitalisierung ist ein langwieriger Prozess – das 5-Phasenmodell

Schon seit vielen Jahren ist die kontinuierliche Digitalisierung der Unternehmensprozesse im Gange. Wenn man die Veränderung genauer betrachtet, erkennt man in der Praxis 5 verschiedene Phasen. Diese Unterteilung in Phasen ermöglicht ein tieferes Verständnis in den Fortschritt der Digitalisierung, in seine Herausforderungen und lässt Prognosen zu zukünftigen Entwicklungen zu. Das 5-Phasenmodell der Digitalisierung1, an dem viele Akteure in den letzten Jahren gearbeitet haben, beschreibt typische Etappen oder Stufen, die Unternehmen auf dem Weg zur vollständigen Integration digitaler Technologien und Prozesse durchlaufen:

  • Phase 1: Digital Awareness (Digitale Sensibilisierung). In dieser Phase erkennen Unternehmen die Notwendigkeit der digitalen Transformation. Sie beginnen damit, sich über die Potenziale und Herausforderungen der Digitalisierung zu informieren und erste Schritte in Richtung digitaler Technologien zu unternehmen.
  • Phase 2: Digital Experimentation (Digitale Experimente). Hier führen Unternehmen erste Pilotprojekte durch, um digitale Technologien und Prozesse zu erproben. Es werden kleine Projekte gestartet, um die Machbarkeit und den Nutzen digitaler Lösungen zu testen. Das sind beispielsweise Projekte, in denen Unterlagen in Papierform digitalisiert werden.
  • Phase 3: Digitalization (Digitalisierung). In dieser Phase beginnt die systematische Integration digitaler Technologien in die bestehenden Geschäftsprozesse. Unternehmen setzen auf digitale Lösungen, um Effizienz und Produktivität zu steigern. Dabei können Bereiche wie Automatisierung, Datenanalyse, Cloud-Computing und Online-Präsenz eine Rolle spielen.
  • Phase 4: Digital Transformation (Digitale Transformation). Nun durchdringen digitale Technologien das gesamte Unternehmen und haben einen grundlegenden Einfluss auf die Geschäftsmodelle und -prozesse. Die digitale Transformation betrifft nicht nur interne Abläufe, sondern auch die Art und Weise, wie Produkte und Dienstleistungen angeboten werden.
  • Phase 5: Digital Maturity (Digitale Reife). Das Unternehmen ist vollständig digitalisiert und zeigt eine hohe Anpassungsfähigkeit gegenüber technologischen Veränderungen. Digitale Technologien sind fest in der Unternehmenskultur verankert, und das Unternehmen ist in der Lage, schnell auf neue digitale Trends zu reagieren und Innovationen voranzutreiben.

Die Digitalisierung ist jedoch kein starres oder linear verlaufendes Konzept. Unternehmen können sich in verschiedenen Phasen gleichzeitig befinden oder in einzelnen Bereichen schneller voranschreiten als in anderen. Die Geschwindigkeit und der Erfolg der digitalen Transformation hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Unternehmensgröße, der Branche, den vorhandenen Ressourcen, den Kompetenzen und der Führungskultur. Ein erfolgreiches Phasenmodell der Digitalisierung berücksichtigt diese Faktoren und ermöglicht eine schrittweise, aber zielgerichtete Umsetzung der digitalen Transformation.

Von Closed zu Open Innovation

Eine weitere Trendwende gibt uns, dem Expertenrat, nun Rückenwind für unsere Mission. Lange Zeit hat die Branche in Form von Closed Innovation gedacht. Das bedeutet, dass Unternehmen ihre Forschung, Entwicklung und Innovationen nur innerhalb der Grenzen des eigenen Unternehmens durchführen, ohne aktiv nach externem Input oder der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen zu suchen. Bei diesem Modell bleiben alle Aspekte des Innovationsprozesses, von der Ideenfindung bis zur Vermarktung, intern und werden in der Regel als geschütztes Gut gehütet.

Nun öffnen sich die Unternehmen auch in der Logistik im Sinne einer „Open Innovation“. Hier geht es darum, über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinauszuschauen und externe Partner, Kunden, Lieferanten oder Experten aktiv in den Innovationsprozess einzubeziehen. Die Idee hinter Open Innovation ist, dass ein Unternehmen allein nicht die notwendigen Ressourcen und Innovationen besitzen kann, um den digitalen Wandel erfolgreich zu bewältigen.

Beispielsweise können Unternehmen mit Kunden oder anderen Unternehmen gemeinsam digitale Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Dabei werden die Bedürfnisse der Zielgruppe direkt berücksichtigt, sodass die Lösungen besser auf die Anforderungen des Marktes zugeschnitten sind. Unternehmen gehen strategische Partnerschaften mit Startups, Technologieanbietern oder Forschungseinrichtungen ein, um von deren Fachwissen und Technologien zu profitieren. Oder sie nutzen Online-Plattformen, wo Ideen und Technologien öffentlich geteilt und gemeinsam weiterentwickelt werden können. Gemeinsam können Vorhaben entwickelt werden, die größer sind als die Summe verschiedener Einzelprojekte der unterschiedlichen Akteure.

Die Vorteile von Open Innovation sind vielfältig. Durch den Zugang zu externen Ideen und Kompetenzen reagieren Unternehmen schneller auf technologische Veränderungen und entwickeln schneller innovative Lösungen. Zudem kann die Zusammenarbeit mit externen Partnern Kosten und Risiken reduzieren, da nicht alle Entwicklungen intern durchgeführt werden müssen. Es fördert zudem eine Kultur der Offenheit und Kooperation, die die Innovationskraft des Unternehmens stärkt.

Hier gibt es große Herausforderungen und Fragen, die jede Organisation für sich beantworten muss: Wie schütze ich mein geistiges Eigentum? Wie kann ich über ein gemeinschaftliches, übergreifendes vernetztes Vorgehen neue Geschäftsmodelle entwickeln? Wie integriere ich externe Innovationen in meine bestehenden Unternehmensstrukturen? Welcher Strategie soll ich nachgehen, um die Vorteile von Open Innovation im Rahmen der Digitalisierung optimal zu nutzen? Wie wähle ich die passenden Partner aus?

Die Welt der (Straßen-)Transportlogistik steht vor großen Herausforderungen und wird komplexer. Und niemand kann alles alleine, jedenfalls kann es sich niemand finanziell leisten, alles zu können und Kompetenzen in allen Geschäftsbereichen aufzubauen.

Open Innovation braucht externe Unterstützung

Da niemand in irrelevante Dinge investieren oder Abhängigkeiten erzeugen will, suchen viele Unternehmen externe Unterstützung. Jetzt schlägt die Stunde des Expertenrats, denn es ist unsere Mission, als Wegweiser durch die Digitalisierung​ zu dienen, Unternehmen bei der Entwicklung datengetriebener Produkte und Dienstleistungen zu unterstützen, die künftigen Bedürfnisse des Marktes zu benennen, ​Partner zu identifizieren und den Aufbau von Partnernetzwerken zu unterstützen.

Wir stehen Ihnen dabei gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Sollten Sie also zu diesen oder weiterführenden Inhalten und Themen Fragen oder Anregungen haben oder uns Impulse für unsere Arbeit geben wollen, dann schicken Sie einfach eine Mail an: info@derexpertenrat.de. Wir freuen uns auf Ihren Input.

1 Beispiele für bekannte Phasenmodelle und Frameworks, die Aspekte der digitalen Transformation abdecken, sind:

McKinsey’s Three Horizons Model: Ein Modell, das sich auf Innovationen und Wachstum konzentriert und in drei Horizonte unterteilt ist, um kurz-, mittel- und langfristige Initiativen zu beschreiben: https://www.mckinsey.com/capabilities/strategy-and-corporate-finance/our-insights/enduring-ideas-the-three-horizons-of-growth

Das 4E-Modell der digitalen Transformation von Capgemini: Ein Framework, das vier Phasen der digitalen Transformation umfasst – Experimentieren, Entwickeln, Erweitern und Skalieren. https://www.capgemini.com/consulting-de/wp-content/uploads/sites/32/2017/08/change_management_studie_2012_0.pdf Das Stufenmodell der digitalen Transformation von Westerman, Bonnet und McAfee: Ein Modell, das die digitale Transformation in drei Stufen unterteilt – Digitale Optimierung, Digitale Umgestaltung und Digitale Neuerfindung. (Westerman / McAfee / Bonnet: Leading Digital. Turning Technology into Business Transformation. Buch. Hardcover 2014. In englischer Sprache. Ingram Publisher Services. ISBN 978-1-62527-247-8); https://www.amazon.de/Leading-Digital-Technology-Business-Transformation-ebook/dp/B00NE6MG0Y/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=WXQFQOVQI9MF&keywords=Westerman%2C+McAfee%2C+Bonnet&qid=1690361486&sprefix=westerman+mcafee+bonnet%2Caps%2C76&sr=8-1

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