Blick in die Zukunft: Expertenrat skizziert Vision der Digitalisierung im Straßengüterverkehr 2035
Die Digitalisierung im Transportsektor voranbringen – das ist das Ziel des Expertenrats Digitale Transformation in Transport & Logistik (ETL). Um ein konkretes Zielbild für diese Transformation zu zeichnen und das Verständnis auf allen Ebenen zu fördern, haben die Expertinnen und Experten eine Vision der Digitalisierung im Straßengüterverkehr 2035 erarbeitet.
Die Herausforderungen für die künftige Entwicklung des Straßentransports sind umfangreich. Zu den wichtigsten zählt die digitale Transformation, die alle Strukturen und Prozesse des Verkehrswesens durchdringt. Gerade das Mobilitätspaket I der Europäischen Kommission hat viele Digitalisierungsprojekte vorangetrieben. Dennoch sind die Potenziale einer digitalen Lieferkette noch nicht ausgeschöpft. Denn die digitale Transformation schreitet nicht so schnell voran, wie es durch die heutige Technologie möglich wäre. Einer der Gründe dafür: Nicht jedem Akteur sind die Möglichkeiten der Digitalisierung bewusst, und übergreifende Projekte sind eine Ausnahme. Der Expertenrat versteht sich daher als „Navigator“, der die Beteiligten praxisnah und anschaulich bei der Digitalisierung und Automatisierung des internationalen Straßengüterverkehrs begleitet. Nun hat er seine Vision für das Jahr 2035 formuliert:
„Digitalisierung und Automatisierung des internationalen Straßengüterverkehrs schaffen
ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltige sowie resiliente Wertschöpfungsnetzwerke.“
Weniger Komplexität, mehr Effizienz, Produktivität und letztlich Rentabilität – so lassen sich die wesentlichen Vorteile der Digitalisierung zusammenfassen. Gleichzeitig kann sie dazu beitragen, zwei wesentliche Herausforderungen der Branche anzugehen: zum einen das Thema Nachhaltigkeit – indem zum Beispiel Leerfahrten und Effizienzverluste vermieden und so der CO2-Ausstoß gesenkt werden kann. Zum anderen lassen sich die steigenden gesetzlichen Anforderungen von Logistik-Unternehmen auf digitalem Wege sicher, effizient und weitgehend automatisiert erfüllen. Das minimiert den bürokratischen Aufwand.
Vom Zielbild zur Umsetzung sind viele Schritte zu gehen
Wie gelangt man vom Zielbild zur Umsetzung? Dazu muss sich nach Ansicht der Expertinnen und Experten in verschiedenen Bereichen etwas ändern:
- Die Systeme aus Unternehmens-IT, Fahrzeug-IT und Infrastruktur müssen stärker miteinander vernetzt werden.
- Es braucht unternehmensübergreifende und vernetzte Workflows, damit die Stakeholdern Daten frei untereinander austauschen können.
- Für die Standardisierung von Workflows müssen die unnötig hohe Komplexität der Abläufe sowie das mangelnde gegenseitige Vertrauen der beteiligten Partner abgebaut werden.
- Damit die Teilnehmer Daten sinnvoll teilen und nutzen können, müssen diese vorab bereinigt und neutralisiert werden. Beispiele hierfür sind die vertrauenswürdigen Daten aus dem Digitalen Tachographen oder Daten aus den unterschiedlichen Verkehrsarten. Sie können für eine verlässliche Verkehrssteuerung verwendet werden könnten.
- Nicht zuletzt spielen die Cyber- und Datensicherheit eine wichtige Rolle: Nur wenn die Prozesse und Daten nachvollziehbar gegen Bedrohungen geschützt sind, sind Unternehmen bereit, diese auszutauschen und zu nutzen.
Die Rolle des Expertenrats: Empfehlungen geben, Entwicklungen vorausdenken
Der Weg hin zur digitalen Transformation wird bislang jedoch nur von wenigen beschritten. Ein zentraler Grund, den die Mitglieder des Expertenrates immer wieder in Gesprächen hören: Fehlendes Vertrauen. Viele Akteure zögern noch, wenn es darum geht, sich solchen Projekten zu öffnen – oftmals aus Angst, wegen des mit der Transformation verbundenen Aufwands im Wettbewerb zurückzufallen. Eine Änderung gelingt am besten durch Leuchtturmprojekte, in denen die Vorteile der Digitalisierung und der Kollaboration der Branche anschaulich gemacht werden.
Professor Thomas Krupp, einer der beiden Vorsitzenden des Expertenrats, erläutert, welche Rolle das Gremium einnimmt: „Der Expertenrat unterstützt den Digitalisierungsprozess, indem er aufklärt, Entwicklungen vorausdenkt und Lösungen skizziert. Darum wollen wir in der nächsten Sitzung als konkretes Thema die Effizienzsteigerung rund um den Lkw behandeln.“ Simple Basisprozesse, etwa wie Flottenbetreiber Daten aus dem Lkw für mehr Effizienz nutzen können, werden die Expertinnen und Experten in den Mittelpunkt rücken. „Unsere Aufgabe, die Digitalisierung des Straßengüterverkehrs weiter voranzubringen, verstehen wir ganz praxisnah: Wir sind erst dann zufrieden, wenn wir Unternehmen konkrete Handlungsempfehlungen für die Digitalisierung des Straßengüterverkehrs gegeben haben“, verspricht Frauke Heistermann, Managing Partner bei Axit Capital und die zweite Co-Vorsitzende des Expertenrats.
Ein weiteres Thema, dem sich der Expertenrat in der nächsten Sitzung widmen will, ist der Community-Aufbau. Hier sollen die Vernetzung der Akteure und ihrer Fahrzeuge sowie der dazu notwendige Datenfluss zwischen den Unternehmen und Fahrzeugen skizziert werden.
Die nächste Sitzung des Expertenrats findet Ende Oktober 2024 statt.
Der Longread zur Vision steht hier zum Download bereit.